Ohne Kommentar (Pflanze)
Werner Reister
Technik: Farbsiebdruck
Stilrichtung: Pop-Art
Kosten pro Ausleihperiode:  3,00 €
Breite in cm: 47
Höhe in cm: 67
Datierung: 1975
Auflage (x/y): e.a.
Inventarnummer: 1003
Eigentümer: Landkreis Emsland
Standort: Artothek, Grafikschrank I
Schlagwort : Pflanze
 
Künstler/-in:
Werner Reister
Das künstlerische Werk Werner Reisters zeichnet sich aus durch Vielseitigkeit, besonders auch im Hinblick auf die Wahl des Bildsubjektes. Mit Vorliebe erklärt der Künstler den alltäglichen Gebrauchsgegenstand zum darstellungswürdigen Objekt. Ein wenig erinnert diese Haltung an die Künstler der Pop-Art, die den Konsumartikel aus seiner nebensächlichen Existenz zum „Fetisch“ erhoben. Werner Reister erklärt dazu: „Ein Produkt unserer Wegwerfgesellschaft, mit dem wir täglich konfrontiert werden, ist ein Thema meiner Malerei. Die Plastiktüte, die wir gedankenlos vom Einkauf mit nach Hause nehmen, die anschließend in den Mülleimer wandert und von da auf die Müllhalde. 1971 malte ich zum ersten Mal eine Plastiktüte, die ich Produktbeutel nannte und später zum „Superstar“ machte. Meine Bilder zeigen keine Plastiktüten, die man im Kaufhaus als Verpackung bekommt; sie sind nicht nach realen Vorbildern oder Fotos gemalt. Sie sind die Umschreibung der Realität. Ich möchte mit meinen Bildern nicht vordergründig schockieren. Der Betrachter soll sich nicht gleich abwenden müssen, weil es ihm peinlich berührt oder ihn selbst angeht. Das Material (Plastik) begeistert mich ebenso wie die Thematik.“ (Aus Ausstellungskatalog KWARZ-Gruppe, 07.06 ­ 30.06.1974, Kunsthalle Wilhelmshaven)

Zum Werk

Das vorliegende Bild zeigt ebenfalls eine Plastiktüte; diesmal jedoch nicht in ihrer Funktion als Konsumartikel, sondern eher als Schutzhülle, die über eine Pflanze gestülpt ist und diese nun vor schädlichen Einflüssen bewahrt. Die Pflanze bricht förmlich aus einem mit Eisenplanken beschlagenen Boden hervor; um sie ist Erde gehäuft. Von ihrer Form und ihrem Wachstum her hat sich die Pflanze an ihre Umwelt angepasst. Sie konnte nur durch eine kleine Schadstelle im Eisenboden hervorwachsen und wirkt dadurch wie ein deformierter Trieb, der keinerlei Entfaltungsmöglichkeiten besitzt; die Natur scheint sich demnächst der toten Umwelt untergeordnet zu haben. Im seltsamen Gegensatz zur verfremdeten Landschaft steht der weite, ungetrübte Himmel, der einen beträchtlichen Raum im Gesamtbild einnimmt. Die Darstellung einer fernen Landschaft ist eigentlich ein romantisches Bildmotiv, das Gefühle der Sehnsucht und Naturverbundenheit veranschaulichen soll. Gesteigert wird der Eindruck der Weite durch die bogenförmige Rahmung, die das Bild begrenzt. Der Ausblick ins Offene durch ein Fenster ist ebenfalls ein Charakteristikum romantischer Malerei. Der Blick aus der umschlossenen Geborgenheit in die Entgrenztheit der Natur kann sowohl für das Behütetsein wie für die Sehnsucht stehen, ist aber primär das Verlangen nach Weite: „Und meine Seele spannte/Weit ihre Flügel aus“, heißt es bei Eichendorff. Dadurch, dass Werner Reister durch Bildzitate auf kunsthistorische Vorbilder zurückgreift und gleichzeitig zeitgenössische Landschafts-Verfremdungen zeigt, gibt er dem Betrachter Anlass, über die Veränderung und Veränderbarkeit der Natur nachzudenken.
Auf die Warteliste
Zurück zur Übersicht