Der leicht schräg geneigte Kopf des Mädchens füllt fast das gesamte Bildformat aus. Obwohl der Bildtitel "Mädchenkopf" lautet, gibt das Porträt eher das Gesicht einer uralten Frau wieder, das von Leid und bitterer Erfahrung geprägt ist. Bei diesem Bildnis kann man von einer "Gesichtslandschaft" sprechen, die vielerlei Furchen und Falten zeigt. Mit kantigen Stegen und hart nebeneinander gesetzen schwarz-weißen Flächen hat der Künstler die Gesichtsteile hervorgehoben. Die Stirnpartie gleicht einem Felsgebirge, die geschlossenen Augen mit den langen Wimpern sehen aus wie zwei strahlende Sonnen. Alle Gesichtsteile, auch Mund uns Nase, wirken massiv und wulstig. Mit den Mitteln der Deformierung erreicht der Künstler eine Ausdruckssteigerung, die vornehmlich dem Expressionismus eigen ist: die Miene des Mädchens drückt Trauer und Verzwsiflung aus. Wenn man auf das Entstehungsjahr des Bildes achsut (1919), so ist eine derart drastische Darstellung von menschlichem Leid durchaus zu verstehen, denn die Erfahrungen des 1. Weltkrieges waren bestimmt noch gegenwärtig.