Das Thema Landschaft, noch vor einigen Jahren eher ein Randgebiet zeitgenössischer Kunst, ist heute so brisant wie nie zuvor. Angesichts der abstumpfenden Flut von Gedrucktem und Gesendetem über Umweltzerstörung, Waldsterben, Verladung und Zersiedelung, Stacheldraht und Mauern, Raketen und drohendem Massenmord, so hofft Robert Jungk im Vorwort zum Ausstellungskatalog "Deutsche Landschaft - Heute", müsste die Künstler kraft ihrer Phantasie die um sich greifende "neue Gleichgültigkeit" durchbrechen und uns lehren, das von der "Zivilisation verschüttete Wissen um unsere Verwandtschaft mit den wortlosen Wesen der Biosphäre" wiederzugewinnen. "Erregen von Ärger und Abwehr ist nun, im Zeitalter der fortschreitenden Destruktion, die Aufgabe unserer Landschaftsmaler geworden", schreibt er.

Zum Werk

Renate Sautermeister reflektiert in ihren Werken über die "kläglichen Versuche, Natur zu retten", sowie über "die Verletzung am Menschen und seinem Lebensraum". Sie versteht ihre Landschaften als "psychologische Landschaften - Metaphern für menschliche Befindlichkeiten". Ihre Landschaften erinnern an Dünen - bzw. Strandlandschaften, jedoch weiß man nicht, ob die zartblaue Zone oberhalb des Horizonts nun das Meer oder der Himmel ist. Auf dem sandigen Grund baut die Künstlerin eine kuriose Szenerie auf, bestehend aus verstümmelten Stühlen und Tischen sowie Betonschächten, aus denen kärgliche Grasbüschel emporwachsen; Baumleichen sind wie Mumien bandagiert und stehen auf dem von brüchigen Betonplatten überzogenen Sandboden. Selbst die spärlichen Grasbüschel sind häufig mit Bändern umwickelt. Die Landschaften vermitteln den Eindruck von Verlassenheit, Vergessenheit und fortschreitendem Absterben alles Lebendigen.