Die Farb-Lithografie „Vogelflug I“ zeigt ein Skizzenblatt, das den Flug einer Taube in naturwissenschaftlicher Hinsicht erklären soll. Die vielen geometrischen Hilfslinien sowie die gekritzelten Striche, die eine angefangene Zeichnung für ungültig erklären sollen, zeugen zunächst von einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema. Die Darstellungsweise entpuppt sich jedoch als pseudo-wissenschaftlich, denn weder aus dem Aufbau der Zeichnung noch aus der schematischen Darstellung des Flügelpaares lassen sich Erkenntnisse ziehen, wie denn die Flugfähigkeit der Taube zustandekommt. Da hilft auch keine zweifache Abbildung der Flügel, die einmal mit drei Federschichten naturalistisch dargestellt und das andere Mal als abstrahierende Form in ein geometrisches System gezwängt wurden. Selbst die beigefügten Zirkelbögen, Geraden und Wellenlinien geben keinen näheren Aufschluss über das Funktionieren der Flügel. Im unteren Bildviertel erscheint das gesamte Modell der Taube, jedoch fehlen die Beine, die eigentlich ein notwendiger Bestandteil des Tieres sind. Stattdessen werden sie durch zwei Musiknoten ­ als Attribute des Gesangs ­ ersetzt.